07.10.2017, Raceczech.cz
Es gehört eine gehörige Portion Glück dazu, dass gerade an Renn- oder Trainingstagen das Wetter passt. Insbesondere im Frühling und zu Ende der Saison geht es sprichwörtlich um die Wurst. Und in diesem Jahr sah es zum Schluss überhaupt nicht gut aus. Wir haben die Hoffnung jedoch nicht aufgegeben, und so war uns zwischen den fast winterlichen Tagen wie von Zauberhand absolutes Spitzenwetter beschert. Bis auf die nebligen und feuchten Morgen. Tagsüber hatte es um die zwanzig Grad, und das reicht dafür, dass der Gummi nicht komplett auskühlt, und gleichzeitig überhitzen bei Einsatz von serienmäßigen Kühlern nicht die Motoren, was für die Maschinenleistung auf der Strecke die grundlegendste Sache ist.
Die letzte Veranstaltung der tschechischen Rennstreckenagentur Raceczech hatte einen leicht geänderten Zeitplan, der dem vorhergehenden in Brno etwas ähnelte. Die Rennen fanden nämlich nicht am zweiten, sondern gleich am ersten Tag statt. Für das Training vor dem Rennen und die Qualifikation war somit nicht so viel Zeit, und bei manchen Fahrern war das deutlich zu erkennen. Das Startfeld sah definitiv nicht so aus, wie man es im Voraus erwartet hätte, obgleich ein paar stabile Spitzenfahrer ihre Position auch unter diesen Bedingungen hielten. Zu diesen gehört zum Beispiel der deutsche Fixstern Michael Trötscher auf seiner R1 oder unter den Supersport-Fahrern Dan Vokurka auf seiner 6er-Ninja. Mit diesen zwei Fahrern mit einer Bestzeit von 1:43, bei Dan 1:44, konnten nur Vašek „Remek“ Rumlena, auch auf einer R1, und Thomas Streicher auf seiner BMW S 1000 RR mithalten. Thomas war einer der vielen Auslandsgäste, die nach Most kamen, um mit der tschechischen Agentur Raceczech zu trainieren und Rennen zu fahren. Und falls es Sie interessiert, welche Marke aktuell die Beliebtheitscharts anführt, können wir Ihnen sagen, dass von den fünfzehn schnellsten Fahrern gleich neun auf einer Yamaha (R6/1) saßen.
Wie es bereits zur Tradition geworden ist, erfolgte das Training in vier Gruppen, und es ging darum, in die Hauptrennen zu gelangen. Nur hier kann man Punkte für die Gesamtwertung des Bikers Cup sammeln, und die letzten Rennen sollten über die Sieger entscheiden. Und da es noch in keiner Kategorie entschieden war, war jeder Start und jede Zieleinfahrt bis zum letzten Fahrer auf der Strecke spannend. Als erstes gingen klassischerweise die Sechser-Fahrer an den Start.
Den besten Start legte Ondra Kubička mit seiner modifizierten R6 hin. In den ersten Runden hatte er jedoch alle Hände voll zu tun, um seine Position zu halten. An seinem Hinterrad klebte mutig Jaromír Chlup, dem es schlussendlich gelang in Führung zu gehen. Lange verweilte er dort jedoch nicht, da Jaromírs Kupplung in der zweiten Hälfte des Rennens den Geist aufgab. Ondra fand sich somit schlagartig wieder an der Spitze ein und steuerte bereits ungefährdet das Ziel für einen weiteren Sieg an, was für ihn auch den Gesamtsieg bedeutete. Hinter ihm ging es jedoch das ganze Rennen über heiß her, wo sich der Pole Jarek Chomicz von der fünften Position seinen Weg nach vorne hin bahnte. Dieser schaffte es auch, mit Dan Vokurka fertig zu werden, den er somit auf das Bronzetreppchen verwies. Den 4. Platz holte sich Mario Tamme. Wer mit seiner Leistung nicht allzu zufrieden war, war Daniel Beneš, dafür verzeichnete Patrik Němec dieses Jahr eine raketenartige Entwicklung. Der letztjährige Neuling fährt auf einer älteren CBR600RR die Rennstrecke Most in 1:48,472, und das ist ganz und gar nicht schlecht. Vielleicht könnte er nächstes Jahr ein ernsthafter Konkurrent für die Spitzenfahrer werden, obwohl es diesmal „nur“ für den achten Platz reichte. Gleich hinter ihm fuhr dann die einzige Frau, Zuzana Schillerová, auf einer Triumph Daytona ins Ziel, die sich im Vergleich zur Qualifikation ordentlich ins Zeug gelegt hatte und im Rennen mehrere Sekunden beschleunigen konnte bis zu einer Bestrundenzeit von 1:48,076!
Supersport Rennen auf 8 Runden
1. | Ondřej Kubička | Yamaha R6 | best lap: 1:44,478 |
---|---|---|---|
2. | Jarek Chomicz | Yamaha R6 | best lap: 1:43,531 |
3. | Dan Vokurka | Kawasaki ZX-6R | best lap: 1:44,870 |
4. | Mario Tamme | Yamaha R6 | best lap: 1:45,529 |
5. | Matouš Holzman | Yamaha R6 | best lap: 1:46,750 |
Bei den Superbikes ging es etwas lebhafter zu. Zwei Stürze gleich zu Beginn verkürzten das gesamte Rennen auf nur sechs Runden und die Fahrer machten so ein zweites Mal den Stress vor dem Start durch. Am besten konnten hiermit der erfahrene Rennfahrer Vašek Rumlena sowie sein treuester Rivale, der deutsche Installateur Michael Trötscher, umgehen. Diese zwei lieferten sich Runde für Runde einen erbitterten Kampf, nur mit einem minimalen Zeitunterschied zwischen sich, auch auf der Ziellinie war es sehr knapp. Ein ganzes Drittel des Startfelds konnte unter 1:45 fahren, und der nächste Tscheche im Ziel war auf dem sechsten Platz Petr Beneš, der auf seiner älteren R1 auch deutlich stärkeren und moderneren Maschinen davonfahren konnte, was ein Anzeichen dafür ist, dass es vor allem auf Hände und Kopf und nicht auf Technik und Pferdestall ankommt. Dies bestätigte übrigens auch Zdeněk Rozbořil, der mit seiner wunderschönen serienmäßigen Aprilia RSV1000 Mille mit montiertem Kennzeichen nach Most zum Rennen gekommen war. Zdeněk fuhr Zeiten knapp über der magischen Grenze von 1:51 und ließ ebenfalls modernere und viel kräftigere Superbikes hinter sich. Als letzter fuhr Honza Lambert auf seiner Ducati 1098S ins Ziel, aber überrundet wurde er nicht, also war es schlussendlich ein sehr schönes Rennen.
Superbike Rennen auf 6 Runden
1. | Václav Rumlena | Yamaha R1 | best lap: 1:42,168 |
---|---|---|---|
2. | Michael Trötscher | Yamaha R1 | best lap: 1:42,189 |
3. | Thomas Streicher | BMW S 1000 RR | best lap: 1:42,399 |
4. | Bernhard Heske | Yamaha R1 | best lap: 1:43,417 |
5. | Hilmar Förster | BMW HP4 | best lap: 1:43,376 |
Da fuhren aber bereits langsam die Naked Bikes auf die Pitlane, wo zwei Hubraumkategorien gemeinsam fahren. Und logischerweise tauchen die stärkeren Maschinen auf den vorderen Startpositionen auf. Im Rennen kann jedoch alles anders sein. Den besten Start legte der letztjährige Sieger der stärkeren Kategorie Petr Melichar hin, der in diesem Jahr von einer 750er auf eine Litermaschine umgestiegen ist. Und er führte die erste Runde über, nach der zweiten fuhr jedoch bereits Pavel Vobr förmlich unbesiegbar als erster über die Ziellinie, der dieses Jahr auf einer BMW S 1000 R fährt, die er seit dem letzten Jahr gegen seine KTM 1290 Super Duke R eingetauscht hat. Die bayerische Maschine liegt ihm einfach und die Bestrundenzeit von 1:47,855 auf einem Naked Bike gehört in Most zu den Bestzeiten, die hier jemals von Agenturfahrern in dieser Kategorie gefahren worden sind! Der zweitbeste Fahrer war Karel Trukmüller auf einer MV Suzuki GSX-R 750. Als dritter ins Ziel kam allerdings kein weiteres großes Naked Bike, sondern eine Triumph Street Triple 675 mit dem Neuling David Bareš im Sattel. Dieser Junge ist gut in Form und es ist sicher anzunehmen, dass wir nächstes Jahr öfter von ihm hören werden. Eine Kultureinlage war das Zweitaktgerät von David Řezáč, der sich mit seiner Aprilia 125SP den zweiten Platz in der niedrigeren Kategorie holte. Schlussendlich legte auch Anna Bednarz mit ihrer winzigen Yamaha R3 ein schönes Rennen hin, mit der sie schneller war als eine Dorsoduro 750 oder eine neunhunderter Honda Hornet!
Naked bike bis 750 ccm
1. | David Bareš | Triumph Street Triple | best lap: 1:52,457 |
---|---|---|---|
2. | David Řezáč | Aprilia 125 SP | best lap: 2:03,513 |
3. | Jaromír Bednář | Ducati Monster 620 | best lap: 2:04,407 |
4. | Jakub Čedík | Yamaha MT-07 | best lap: 2:10,204 |
5. | Jarek Chomicz | Aprilia | best lap: 2:08,929 |
Naked bike über 750 ccm
1. | Pavel Vobr | BMW S 1000 R | best lap: 1:47,855 |
---|---|---|---|
2. | Karel Trukmüller | MV Agusta | best lap: 1:50,860 |
3. | Stanislav Vokoun | Yamaha R1 street | best lap: 1:50,617 |
4. | Pavel Víšek | Honda CBR929 | best lap: 1:55,129 |
5. | Pavel Kuba | Ducati Streetfighter | best lap: 1:56,384 |
Bei den letzten Rennen fehlte dann auch nicht die Open Klasse für alle, die nicht in die Hauptrennen hineingepasst hatten. Hier holte sich die Pole Position der legendäre Rennfahrer und mehrfache tschechische 250 ccm-Meister Petr Polanský, der jedoch gute 15 Jahre lang nicht in Most gewesen war und den beim ersten Training wohl die Schikane am Ende der Zielstrecke überrascht hatte. Petr musste sich so zunächst etwas zurechtfinden, er legte jedoch ein schönes und sauberes Rennen hin, das seiner Erfahrenheit würdig war. Dass es nicht schnell war? Wartet nur, wenn er nächstes Jahr wieder kommt! Das ganze Rennen über hatte er Petr Peteřík auf der Schwestermaschine im Rücken, der zweite Petr musste sich nichtsdestotrotz mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Am meisten hat es allen Zuschauern jedoch die Maschine des Deutschen Stefan Bayer angetan. Den legendären Zweitakter RGV500 seht ihr nicht einfach so auf der Straße, geschweige denn auf der Rennstrecke bei solchen Rennen. Stefan hat dieses Motorrad schon seit ein paar Jahren und probierte sich mit ihm bereits in der deutschen Oldtimer Rennserie. Deshalb ist sie auch leicht für die Rennstrecke modifiziert. Während der leichte Rahmen aus einer RGV250 stammt, hat sie einen Fünfhundertermotor und die gesamte Front stammt von einer GSX-R1000. Und es scheint, dass diese Modifizierung passt, da die Maschine als Ganzes ausgezeichnet funktioniert und die USD-Gabel und die radiale Vierkolben-Tokico Stefan schöne Zeiten um 1:52 herum einbrachten. Stefan macht das aber zum Spaß, normalerweise fährt er auch mit einer zweitakter Husqvarna Crossmaschine, und nach Most kam er mit Freunden zum Vergnügen. Liebhaber alter Maschinen kamen dadurch aber auf ihre Kosten und einen hochdrehenden Halbliter-Zweitakter zu hören war ein Paradeerlebnis!
Open Rennen auf 6 Runden
1. | Petr Polanský | Kawasaki ZX-10RR | best lap: 1:51,986 |
---|---|---|---|
2. | Petr Peteřík | Kawasaki ZX-10R | best lap: 1:53,027 |
3. | Stefan Bayer | Suzuki RGV500 | best lap: 1:52,797 |
4. | Michal Veselík | Yamaha R1 | best lap: 1:57,654 |
5. | Vladimír Straka | Suzuki GSX-R1000 | best lap: 1:58,431 |
Mit diesem fünften Rennen endete der diesjährige Bikers Cup und nach den freien Fahrten ging es zur Siegerehrung. Und was sagt der Chefmanager Michal Mulač über die diesjährige Saison? „Die Saison war super, sie hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir waren sowohl mit der Teilnahme der Fahrer als auch mit ihrem Können zufrieden und es kamen auch eine Menge Fahrer aus dem Ausland zu uns. Was die Streckenbedingungen betrifft, waren die Termine hervorragend, wir hatten nur zu Beginn Pech mit dem Wetter. Das änderte sich dann aber zum Glück, und vor allem der letzte Termin in Most fiel buchstäblich erstklassig aus. Wenn ich einen bestimmten einschneidenden Augenblick wählen soll, dann ist es Brno im Mai, als ich morgens in die Boxengasse schaue und die Anzeige zwei Grad Luft- und sechs Grad Fahrbahntemperatur anzeigt. Saukalt! Ansonsten bleibt uns bis Ende des Jahres noch Jerez und dann nur noch Onroad- Veranstaltungen. Ende November brechen wir nach Spanien und Portugal auf, und das wird im Grunde eine Art Vorspiel für das nächste Jahr sein, da wir schon im Januar loslegen und den gesamten Frühling im Süden verbringen werden. Drei spanische Rennstrecken, ein paar Onroad-Veranstaltungen in Spanien und auf Sardinien, wir werden die Saison einfach von Anfang an aktiv auf den Motorrädern verbringen, und zwar dort, wo stabiles Wetter ist, was in Mitteleuropa nie der Fall sein wird…“ Also, wer von Euch noch nicht genug hat oder von einer sonnigen Rennstrecke im Süden träumt, hier bietet sich die einzigartige Chance, sich diesen Traum zu erfüllen! Mehr dazu auf der Homepage des Veranstalters www.raceczech.com